Frühe Kindheit im Fokus
- eine praxisorientierte Fortbildungsreihe zur psychotherapeutischen Arbeit mit Kleinkindern -
Die frühkindliche Entwicklung wird durch eine Vielzahl an Faktoren – von biologischen Grundlagen über soziale Interaktionen bis hin zu familiären und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen – beeinflusst. Vor diesem Hintergrund auftretende Regulations-, Interaktions-, und Bindungsprobleme haben einen erheblichen Einfluss auf die die frühkindliche und spätere psychische Gesundheit. Frühe psychotherapeutische Interventionen können Eltern und ihre Babys/Kleinkinder bei der Bewältigung psychischer Probleme unterstützen und zu gelingenden Entwicklungsprozessen beitragen.
Die Fortbildungsreihe steht Psychotherapeut*innen und anderen Fachleuten aus der Praxis und Institutionen offen. Die Praxisreihe beinhaltet vier einzelne Fortbildungstage. An diesen Tagen wird wissenschaftlich fundiertes und praxiserprobtes Wissen vermittelt und anhand von Fallbesprechungen diskutiert. Die psychotherapeutische Arbeit mit Kleinkindern und ihren Systemen steht im Fokus.
Psychotherapie frühkindlicher Regulations- und Beziehungsstörungen
Freitag, 31. Oktober 2025
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
Frühkindliche Regulationsstörungen betreffen bis zu 20% gesunder Säuglinge und Kleinkinder. Sie können die Eltern-Kind-Beziehung erheblich belasten, wobei enge Wechselwirkungen zwischen elterlichen, familialen und kindbezogenen Belastungen bestehen. In dem Seminar wird auf die Hintergründe, Entstehungsgeschichte, Diagnostik und insbesondere Interventionen bei exzessivem Schreien sowie Schlaf- und Fütterstörungen eingegangen. Eine besondere Berücksichtigung wird neben elterlichen Faktoren dem kindlichen Temperament zukommen. Die Seminarinhalte werden anhand etlicher videografierter Fallbeispiele, an denen mit den Teilnehmern gearbeitet wird, illustriert. Ziel des Seminars ist es, dass die Teilnehmer:innen mit Grundzügen der Interventionsmöglichkeiten bei frühkindlichen Regulations- und Beziehungsstörungen vertraut werden.
Fokusbasierte Eltern-Säugling-Kleinkind-Psychotherapie (ESKP-f)
Freitag, 27. Februar 2026
PD Dr. med. Franziska Schlensog-Schuster
Die frühe Eltern-Kind-Interaktion ist entscheidend für die psychische Gesundheit des Kindes. Das Konzept der ESKP-f für Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 0 – 3 Jahren integriert die Achse I und II des DC: 0-5 und hilft mit einer strukturierten Diagnostik und Fokusfindung die psychotherapeutischen Interventionen zu entwickeln, um die elterliche Mentalisierungsfähigkeit und emotionale Resonanz, Bindung und Beziehungsqualität zwischen Eltern – und Kind zu stärken und Verbindungen zwischen der aktuellen Symptomatik und der elterlichen Anamnese zu knüpfen.
Innere Prozesse der frühen Elternschaft nach einer Fluchterfahrung und Ankommen in einer fremden Kultur
Freitag, 20. März 2026
lic. phil. Sandra Rumpel & Dr. med. Antonia Stulz-Koller
Wir erkunden mit Ihnen das Beziehungsgeschehen und die psychischen und körperlichen Herausforderungen junger Familien mit einem Baby oder Kleinkind nach belastenden Fluchterfahrungen. Wie kann das Ankommen in einer fremden Kultur psychotherapeutisch begleitet werden?
Mütter und Väter mit ihren kleinen Kindern gehören neben Jugendlichen zu den vulnerabelsten Gruppen in unserer Gesellschaft. Schwangerschaft, Geburt und die frühe Elternschaft sind neben dem Tod die wichtigsten Übergänge, die wir Menschen zu bewältigen haben. Sie sind von Unsicherheit, dem Bedarf nach (Neu-)Orientierung sowie seelischer und körperlicher Labilität begleitet. Und sie rufen nach einem intakten, haltgebenden Umfeld aus Familienmitgliedern, Verwandten, Freund:innen und Nachbar:innen sowie einer kulturellen Einbettung. Fallen diese Veränderungsprozesse mit einer Flucht zusammen, sind die Betroffenen durch die hohe psychische Belastung meist kumulativ überfordert. Die Fähigkeit zur Feinfühligkeit gegenüber ihren Babys und Kleinkindern ist bei geflüchteten Müttern und Vätern durch überwältigende Erfahrungen verletzt worden. Diese haben deutliche Spuren der Orientierungslosigkeit, Dysregulation und Beziehungs- und Selbstunsicherheit hinterlassen. Wir zeigen auf, wie in der Psychotherapie mit diesen jungen Familiensystemen Schmerz gemeinsam (aus)gehalten, Vermeidung angesprochen und Vertrauen aufgebaut werden kann. Wir besprechen am Praxistag wie Prozesse verlangsamt, Affekte reguliert, Zeitachsen wiederhergestellt, Wiederholungen entflechtet und biografische Narrative wieder zusammengebaut werden können.
Am Morgen stehen fachliche Inputs im Vordergrund, am Nachmittag präsentieren wir Fallvignetten aus dem Alltag und freuen uns auf eine lebendige Diskussion.
Folgende Themen werden im Workshop beleuchtet:
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Traumatischer Stress der Eltern und eingeschränkte Co-Regulationsfähigkeit
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Umgang mit dem verletzten Gefühl von Sicherheit und der verlorenen Zugehörigkeit der Eltern
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Entwicklung von Freiräumen für die Kinder in einer fremden Kultur und Gesellschaft
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Umgang mit alltäglichen Krankheiten und Unsicherheiten
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Das Erfassen von Geburtserfahrungen und GNF
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Im Heimatland zurückgelassene Kinder: Trauer und offene Wunde
Psychotherapeutisches Arbeiten mit traumatisierten Familien/Eltern
Freitag, 19. Juni 2026
Prof. Dr. Daniel Schechter
Der Tagesworkshop besteht aus einer Präsentation des Modells der manualisierten Psychotherapie für Eltern, die an komplexer PTBS aufgrund von zwischenmenschlicher Gewalt leiden, und deren Kinder im Alter von 1-5 Jahren: Clinician Assisted Videofeedback Approach Therapy (CAVEAT). Eine Diskussion über die Entwicklung dieses 16-Sitzungs-Modells, das auf Originalforschung und der Technik Clinician Assisted Videofeedback Exposure Session(s) (CAVES) basiert, gefolgt von der Präsentation des CAVEAT-Modells und einer Falldarstellung, wird den Vormittag abschließen.
Am Nachmittag wird ein Fall aus dem Teilnehmerkreis im Hinblick auf die Grundsätze der Bewertung und Behandlung auf der Grundlage der Bindungstheorie, der Psychotraumatologie und der Entwicklungswissenschaft vorgestellt und diskutiert. Die Reflexion wird in erster Linie durch die Linse einer psychodynamischen Orientierung erfolgen - mit Berücksichtigung anderer traumainformierter, evidenzbasierter Formen psychotherapeutischer Techniken und Instrumente auf der Grundlage der vorhandenen Literatur.
Studienort
ElisabethenPark, Bruchmattstrasse 9, 6003 Luzern
Zeiten
09:15 - 12:15 & 13:30 - 17:30 Uhr
Anerkennung
Vergabe der Credits gemäss FSP
Anmeldung
Die Module können einzeln oder als gesamter Zyklus gebucht werden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Nach Eingang der Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigung und die Rechnung. Die Anmeldung ist verbindlich, und mit ihr wird das Kursgeld geschuldet. Kursgelder werden nicht zurückerstattet.
Kosten
Alle 4 Module CHF 1‘400.000 (CHF 1‘240.00 für SPK/KJF-Mitglieder und Weiterbildungsteilnehmende)
Pro Modul CHF 350.00 (CHF 310.00 für SPK/KJF-Mitglieder und Weiterbildungsteilnehmende)
Auskunft
Sekretariat der Fortbildungskommission, Verena Stirnimann, fortbildung@institut-kjf.ch